Leistungen der Klinik für Strahlentherapie
In der Klinik für Strahlentherapie des Klinikums Wilhelmshaven stehen für die Behandlung unserer Patienten verschiedene Therapieangebote zur Verfügung.
Teletherapie / Perkutane Strahlentherapie
Als Teletherapie (‚tele' griechisch ‚fern') bezeichnet man die Bestrahlung eines Patienten von außen. Dies bedeutet, dass die Strahlen in einem Beschleuniger erzeugt und über einen räumlichen Abstand in den Patienten eingestrahlt werden. Man kann diesen Vorgang mit einer Röntgenaufnahme vergleichen.
Verwendet werden bei der Teletherapie oder Perkutanen Strahlentherapie folgende Strahlenarten:
- Photonen
- Elektronen
- Protonen
- Schwerionen
Der Unterschied der genannten Strahlenarten liegt in der unterschiedlichen Tiefenverteilung und -wirksamkeit.
Elektronenstrahlen werden typischerweise bei oberflächlich liegenden Bestrahlungsvolumen eingesetzt, da diese Strahlenart eine gute oberflächliche Wirksamkeit zeigt.
Bei tieferliegenden Tumor- bzw. Bestrahlungsarealen werden Photonenstrahlen oder Partikelstrahlen genutzt. Bei diesen Strahlenarten ist die oberflächliche Belastung der Haut oder der Schleimhäute deutlich geringer.
Müssen größere oder tiefliegende (tumorbefallene) Organe oder Areale (z.B. Lymphknotenareale) bestrahlt werden, ist die Photonentherapie die Therapie der Wahl.
Partikelstrahlen (Protonen-, Neutronen- und Schwerionenstrahlen) werden seit vielen Jahren eingesetzt. Patienten sind an dieser Methode oft interessiert, da der Bekanntheitsgrad der Bestrahlungsmethode durch einen vermehrten Bau dieser Bestrahlungsanlagen stark gestiegen ist. Vornehmlich wird diese Art von Strahlen bei Bestrahlungsvolumen gewählt, die unmittelbar an sehr sensiblen Nachbarorganen liegen. Meistens werden insbesondere Kinder (um Wachstums- und Spätschäden zu vermeiden) und Patienten mit klar umrissenen Tumoren mit Partikelstrahlen behandelt. Diese Bestrahlungsart ist
jedoch für eine sogenannte adjuvante Therapie (Strahlentherapie nach vollständiger Operation) nicht geeignet.
An der Klinik für Strahlentherapie werden neben konventionellen dreidimensionalen Bestrahlungen auch Intensitätsmodulierte Radiotherapie (IMRT), Stereotaxien (Kopf, Körperstamm) und Oberflächenbestrahlungen durchgeführt.
Krankheitsbilder, die mit Teletherapie behandelt werden können
Unter anderem können Tumorerkrankungen der Brust, Prostata, Lunge, des Darms, der Lymphdrüsen, Speiseröhre sowie im Kopf- und Halsbereich ebenso wie gynäkologische Tumorerkrankungen mit der Photonentherapie behandelt werden. Sie ist die weitverbreitetste Strahlenart im europäischen und US-amerikanischen Raum. Dennoch wird bei jeder Tumorerkrankung ein individuelles Konzept erstellt und die für den Patienten individuelle und optimale Strahlenart und -therapie angewandt.
Photonenstrahlen werden auch für die sogenannte „Röntgenreizbestrahlung" verwendet. Bei dieser Therapie werden gutartige Entzündungen von Gelenken, Sehnen oder Weichgewebe bestrahlt. Dabei ist die Einzeldosis, welche die täglich angewendete Dosis beschreibt, um ein Vielfaches niedriger als bei Tumorpatienten. Man kann hier bei typischen Krankheitsbildern wie Fersensporn, Tennisarm oder Arthritiden der kleinen Gelenke einen guten schmerzlindernden und anti-entzündliche Effekt erreichen.
Bei Fragen zu den unterschiedlichen Bestrahlungs- und Therapiemethoden sprechen Sie uns gerne an.
Brachytherapie (HDR und LDR)
Als Brachytherapie (‚brachy', griechisch ,kurz') bezeichnet man eine strahlentherapeutische Anwendung, bei der ein kleiner radioaktiver Strahler direkt in einen Tumor oder auf eine zu bestrahlende Oberfläche gebracht wird.
Man unterscheidet zwei Anwendungsformen der Brachytherapie, High Dose Rate (HDR) und Low Dose Rate (LDR), die im Folgenden erläutert werden.
1) High Dose Rate (HDR) Brachytherapie
Ein radioaktiver Strahler mit einer hohen Dosisleistung wird mit Hilfe von sogenannten Applikatoren direkt an die zu bestrahlende Oberfläche oder in das entsprechende Gewebe eingebracht. In manchen Fällen ist für die Behandlung eine Kurznarkose notwendig. Falls nicht mit einem Schmerzereignis gerechnet wird, kann die Bestrahlung ohne Narkose erfolgen.
Bilddaten werden mittels Ultraschall, Röntgen oder CT direkt vor der Bestrahlungssitzung aufgenommen. Anhand der Bilder erstellt der Medizinphysikexperte einen Bestrahlungsplan, der die Dosisverteilung berechnet und optimiert. Im Anschluss wird bei der eigentlichen Bestrahlung die radioaktive Quelle (bei uns Ir192) in den Applikator über das sogenannte „Afterloadingverfahren" (Nachladeverfahren) eingebracht und strahlt dort, je nach Volumen, ca. 10-30 Minuten. Nach der Anwendung werden zunächst die Quelle und danach die Applikatoren entfernt.
Der Patient trägt im Anschluss an die Behandlung keine Radioaktivität in sich. Je nach Körperregion und Tumorgröße werden diese Bestrahlungssitzungen einmalig oder auch mehrfach durchgeführt.
Die HDR-Brachytherapie wird sowohl als Alleinige- als auch als Kombinationstherapie angeboten. Dabei nutzt man die Möglichkeit Dosisspitzen direkt in den Tumor geben zu können.
Typische Anwendungsbereiche dieser Therapie sind Tumore der Prostata, der Gebärmutter, des Gebärmutterhalses sowie der Speise- oder Luftröhre. Der Vorteil der HDR-Brachytherapie besteht darin, dass Tumore mit geringem Volumen oder Tumore, deren Nachbarorgane keine hohe Strahlenbelastung vertragen, damit sehr gut behandelt werden können.
Sollte ein Patient bereits Jahre zuvor eine Strahlentherapie erhalten haben und eine erneute Teletherapie nicht mehr möglich sein, ist die HDR-Brachytherapie eine gute Option zur Rebestrahlung.
2) Low Dose Rate (LDR) Brachytherapie / Seed-Therapie
Bei der Bestrahlung mit Strahlern aus der Klasse der Niedrigdosisrate (LDR) erhält der Patient zunächst eine Narkose. Dann werden Bilddaten gewonnen und ein Medizinphysikexperte erstellt eine recht aufwändige Bestrahlungsplanung.
Bei der LDR-Brachytherapie werden mehrere kleine Strahlquellen („Seeds") nach und nach unter immer wieder neu erstellten Echtzeitplanungen in das Tumorgewebe eingebracht. Diese „Seeds" sind Strahlungsquellen und an Fadenketten aufgereiht. Sie strahlen mehrere Wochen bis Monate kontinuierlich im Gewebe. Dies hat den Vorteil, dass der Patient im Gegensatz zur Tele- oder HDR-Therapie meist nur eine Behandlungssitzung erfahren muss. Allerdings sollte sich der Patient im Anschluss an die Einbringung der Strahlen für mindestens einen Monat an einige Regeln des Strahlenschutzes halten. Diese Regeln werden unseren Patienten in einem ausführlichen Aufklärungsgespräch mitgeteilt.
Vier Wochen nach dem Eingriff wird ein Kontroll-Planungs-CT erstellt, das eine Qualitätskontrolle der Strahlverteilung darstellt. Sollte sich hier eine nicht ausreichende Dosisverteilung ergeben, wird eine weitere Applikation stattfinden.
Die LDR-Brachytherapie wird meist als alleinige Therapie angeboten. Die häufigste Anwendung findet bei Patienten mit kleinen Prostata-Tumoren statt. In seltenen Fällen ist die Anwendung bei bestimmten Hirntumoren möglich.
Klinik für Strahlentherapie
Fax: 04421.89.1280
Öffnungszeiten Mo. bis Fr. 8.00 bis 16.00 Uhr
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