Klinikum Wilhelmshaven
Das Klinikum an der Nordsee

Tagsüber bohren, abends chatten

Mit solch riesigen Maschinen sind Mitarbeiter der Firma Berger Grundbautechnik auf der Baustelle für den Neubau des Klinikums Wilhelmshaven im Einsatz. Foto: MichalskiMedia

Neubau Klinikum: Monteure pendeln jede Woche zwischen Baustelle und Zuhause

Wilhelmshaven 14.11.2022 – Sie kommen aus Berlin, Sachsen, Brandenburg oder Sachsen-Anhalt, arbeiten in der Woche tagsüber auf der Großbaustelle für den Neubau des Klinikums Wilhelmshaven an der Friedrich-Paffrath-Straße, legen abends nach dem Essen in Ferienwohnungen oder kleinen Pensionen die Füße hoch und chatten mit den Lieben zu Hause: Die Rede ist von den Monteuren der Firma Berger Grundbautechnik, die maßgeblich für die Bohrpfahlarbeiten für die Tiefgründung des Krankenhauses verantwortlich sind. Jede Woche arbeiten sie 40 Stunden daran, dass der Neubau des Klinikums später auf sicherem Boden stehen wird. Eine Woche wird an fünf Tagen gearbeitet, in der zweiten Woche wird noch mehr rangeklotzt, schließlich ist bereits nach vier Tagen Feierabend. 

„Die meisten unserer Mitarbeiter haben eine mehrstündige Rückfahrt nach Hause. Da ist eine planbare Auszeit alle zwei Wochen mit den Lieben daheim sehr schön", sagt Alexander Böttiger. Der 41 Jahre alte Bauingenieur ist als Bauleiter für die Firma Berger Grundbautechnik mit Hauptsitz in Berlin auf der Großbaustelle in Wilhelmshaven tätig. An den (arbeits-)freien Freitagen in den ungeraden Wochen des Jahres könnten die Mitarbeiter auch Termine beim Arzt oder bei Behörden einplanen und erledigen. Zusammen mit Arbeitern von Subunternehmen ist rund ein Dutzend im Einsatz.
Die riesigen Arbeitsmaschinen, mit denen Löcher bis zu 30 Metern Tiefe ins Erdreich gebohrt werden, wiegen so viel wie 15 Elefantenbullen – pro Maschine.
Die Geräte der Firma Berger Grundbautechnik sind deutschlandweit im Einsatz, je nachdem, wo Bedarf besteht. Insgesamt 911 Stahlbetonpfähle sind in der Jadestadt für die Tiefgründung vorgesehen.
In einem Baucontainer an der Großbaustelle hängen große Pläne an der Wand. Alexander Böttiger teilt die Mitarbeiter ein und erläutert den Vorarbeitern beziehungsweise Polieren das tägliche Pensum. Wer einen solchen Bohr-Koloss bewegen will, muss Erfahrung haben; am Anfang steht meist eine Lehre zum Geräteführer, dann eine Weiterbildung zum Facharbeiter für Tief- und Straßenbau. „Die Arbeit im Spezialtiefbau wie auf der Baustelle in Wilhelmshaven erfordert höchste Konzentration und exakte Arbeitsweise", so Böttiger.

 

Der 41 Jahre alte Bauingenieur Alexander Böttiger ist Bauleiter der Firma Berger in Wilhelmshaven; er zeigt auf die Pläne, auf denen die 911 Bohrlöcher für die Stahlbetonpfähle verzeichnet sind, die im Zuge der Tiefgründung vorgesehen sind. Foto: MichalskiMedia

Der 41 Jahre alte Bauingenieur Alexander Böttiger ist Bauleiter der Firma Berger in Wilhelmshaven; er zeigt auf die Pläne, auf denen die 911 Bohrlöcher für die Stahlbetonpfähle verzeichnet sind, die im Zuge der Tiefgründung vorgesehen sind. Foto: MichalskiMedia
 

Zunächst wird ein Bohrloch in einer Höhe von sechs Metern verrohrt; damit der Bohrer senkrecht in den Boden eindringt und nicht verrutscht, wenn er sich Meter für Meter durch die Erde frisst. „Aufgrund der schwierigen Bodenverhältnisse nahe der Küste geht es nicht, den Neubau des Klinikums direkt auf den Boden zu stellen", erklärt der Bauingenieur. Deshalb werde die Bodenplatte für das Gebäude später direkt auf die Gründungspfähle gesetzt. Mehr als 100 Pfähle sind bereits im Boden. Kommt kein harter Winter, könnten die Arbeiten Ende des ersten Quartals des kommenden Jahres abgeschlossen sein.
Damit überhaupt gebohrt werden kann, hat die Firma Christoffers das Grundwasser abgesenkt. Damit kein Grundwasser in die Baugrube fließen kann, wurden sogenannte Entlastungsbrunnen gebohrt, um den Wasserpegel zu senken und den Wasserdruck zu reduzieren. Derzeit werden rund 100.000 Liter pro Stunde über eine eigens dafür geschaffene Pipeline bis zum Verteiler 6 der Nordwest-Kavernengesellschaft (NWKG) und von dort über deren Leitung zurück in die Nordsee geleitet.
Zurück zum Bohren: Lieferengpässe gebe es nicht mehr, so Alexander Böttiger. Bei Ausbruch des Krieges, des russischen Angriffs auf die Ukraine, habe es im Weltmarkt Unsicherheit darüber gegeben, wie es mit den benötigten Stahlmengen weitergehe. „Stahl, Beton, Diesel sind zwar teurer geworden, es gibt aber keinen Engpass", so der 41-Jährige. Er selbst kann seinen Arbeitsalltag etwas flexibler gestalten. Er habe ein Büro in Dresden („mindestens sechs Stunden Fahrt"), könne aber auch im Homeoffice arbeiten – der Schreibtisch steht allerdings in Berlin; dort lebt er mit seiner Freundin.

Was allen Monteuren fehlt? „Ein gewisses Maß an Alltag", räumt der Bauleiter ein. Die Fahrt zur Baustelle und wieder nach Hause bedeute einen enormen Aufwand und sei „ein unheimlicher Zeitfresser". Da sei es aber sehr motivierend, zumindest alle zwei Wochen drei Tage am Stück bei den Lieben zu sein, sagt Alexander Böttiger. Zigarettenpause beendet. Er wendet sich wieder seinen Plänen im Baucontainer zu. Die nächsten Löcher warten.