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Klinisches Ethikkomitee am Klinikum Wilhelmshaven
Wilhelmshaven 25.03.2021 – Ein älterer Mann liegt nach einem schweren Schlaganfall auf der Intensivstation, die Ernährung über eine sogenannte PEG, eine Ernährungssonde, die über die Bauchwand angelegt wird, ist nötig. Sein Sohn befürwortet dieses Vorgehen, die Tochter meint, dass dies nicht dem Willen des Vaters entspräche. Wie soll es weitergehen? Nicht immer ist klar, welche Behandlung die beste für einen Menschen ist, was der eigentliche Patientenwille ist. Die moderne Medizin stellt Ärztinnen, Ärzte und Pflegende, aber auch Angehörige vor komplexe Situationen und oftmals schwierige Entscheidungen. Vieles, was medizinisch möglich ist, ist aber nicht immer ethisch wünschenswert. Darf Medizin alles, was möglich ist, auch durchsetzen? Im Vordergrund steht die Frage, welche Maßnahmen für die betroffenen Patienten am besten sind. Unterschiedliche Wertvorstellungen, religiöse Überzeugungen oder philosophische Sichtweisen auf das Leben und den Tod stellen alle Beteiligten vor Herausforderungen.
Im Klinikum Wilhelmshaven hat im März das Klinische Ethikkomitee seine Arbeit aufgenommen. Es stellt sich genau diesen ethischen Fragen und Herausforderungen und berät sowohl Klinikmitarbeitende als auch Patienten und Angehörige. Mit seinen 20 Mitgliedern setzt es sich interdisziplinär und interprofessionell zusammen und tagt regelmäßig, um sowohl Einzelfallberatungen anzubieten, als auch die Mitarbeitenden regelmäßig in ethischen Fragestellungen zu schulen. „Für uns ist der mutmaßliche Patientenwille entscheidend. Diesem zu entsprechen, ist unser Ziel," erläutert Sandra Brunnert, Vorsitzende des Komitees. Die Oberärztin in der Klinik für Anästhesie, ist Intensiv- und Palliativmedizinerin und kennt die ethischen Konflikte, die der Klinikalltag mit sich bringt. „Wir erleben regelmäßig, dass es bei ethischen Fragen nie schwarz und weiß gibt. Es braucht sehr viel Erfahrung, Respekt, Vertrauen, aber auch Mitgefühl, solche Konflikte zu lösen." Das Gremium ist unabhängig und rein beratend tätig – die Entscheidung über eine medizinische Maßnahme liegt bei dem verantwortlichen Ärzteteam.
Die Vorsitzende des Vorstands wird von zwei Stellvertretenden Vorsitzenden unterstützt: Susanne Schelling, Pflegefachkraft in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, sowie Dr. Florian Tesche, Oberarzt in der Klinik für Urologie und Kinderurologie. „Wir freuen uns darauf, mit der Arbeit im Komitee starten zu können", so die Vorsitzenden, „wir können damit sowohl den Patienten und Angehörigen eine wichtige Stütze sein als auch unseren eigenen Kolleginnen und Kollegen unsere Hilfe in ethischen Konfliktsituationen anbieten."