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Wilhelmshaven, 29.09.2020 – Vagus-Nerv-Stimulation am Klinikum Wilhelmshaven
Wilhelmshaven, 29.09.2020 – Viele Menschen leiden an Depressionen. Viele Verläufe dieser Erkrankungen sind milde und lassen sich sehr gut behandeln. Gleichwohl gibt es auch einen Anteil von sehr schweren Depressionen, die sich, insbesondere mit konventionellen Mitteln wie Psychotherapie oder Medikamenten gar nicht oder nicht gut behandeln lassen. Bei diesen sogenannten pharmakoresistenten (nicht auf Medikamente ansprechenden) Depressionen kommt unter anderem auch die so genannte Vagus-Nerv-Stimulation (VNS) in Betracht. Dieses Verfahren wird in Zusammenarbeit zwischen der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik und der Chirurgischen Klinik des Klinikums Wilhelmshaven vor Ort angewandt. Kürzlich erfolgte die 25. Implantation eines VNS-Systems. „Diese Operation ist für uns ein kleiner Meilenstein, zeugt sie doch von der hervorragenden interdisziplinären Zusammenarbeit im Klinikum", freuen sich die Chefärztin der Chirurgischen Klinik Priv.-Doz. Dr. Alexandra König und der Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik Prof. Dr. Here Folkerts.
Bei der Vagus-Nerv-Stimulation erfolgt die Implantation eines Gerätes, welches ähnlich wie ein Herzschrittmacher, sowohl was Größe, Gewicht als auch Lokalisation angeht, im Bereich des linken Brustkorbes eingesetzt wird. Ausgehend von dem Vagus-Nerv-System erfolgt eine Stimulation des zentralen Nervensystems über den Nervus Vagus im Halsbereich. Auf diese Weise wird Einfluss genommen auf die zuvor schlecht behandelbare bzw. chronifizierte Depression. Nach der Implantation, ein recht einfacher operativer Vorgang vergleichbar mit einer Herzschrittmacher-Implantation, kommt es im Regelfall nach vier bis neun Monaten zu einer substantiellen Besserung der zuvor bestehenden depressiven Symptomatik. Die technischen Einstellungen des Gerätes können im Verlauf der Behandlung individuell abgestimmt auf den jeweiligen Patienten durch entsprechende Induktion von außen vorgenommen werden. Die Lebensdauer der Batterie beträgt etwa acht bis zehn Jahre.Nach der Anpassungsphase sind bis zu 50 Prozent der operierten Patienten gänzlich ohne Beschwerden, bis zu 70 Prozent der Patienten geben nach der Implantation an, dass es ihnen zumindest substantiell besser geht. Die Behandlung mit einer Vagus-Nerv-Stimulation wird nur im Rahmen eines Gesamttherapieplans eingesetzt. Sie ersetzt nicht das eingehende therapeutische Gespräch bzw. die Psychotherapie.
Die 25. VNS-Patientin in Wilhelmshaven, Carmen Schimmel aus dem Landkreis Aurich, betonte ihre Hoffnung und Erwartung, dass sich ihre wiederkehrende Depression nun mit dieser operativen Maßnahme langfristig und grundlegend verbessert. Die etwa einstündige Operation hatte sie ohne Probleme vertragen. Es besteht zumindest eine gute Aussicht, die gegenwärtig noch vorhandene psychiatrische Begleitmedikation nach und nach zu reduzieren und im optimalen Fall sogar ganz abzusetzen. Die Behandlungskosten für die Implantation eines VNS-Systems werden bei gegebener Indikation von den Krankenkassen vollständig übernommen.
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