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Wilhelmshaven, 30.12.2019 - Neue Möglichkeiten der Krebstherapie - Intensiver Expertenaustausch zum Rektumkarzinom
Wilhelmshaven, 30.12.2019 – Wie kann man Darmkrebs am besten therapieren und operieren? Welches ist der schonendste Weg und wie kann man ganz individuell die beste Behandlung finden? Mit diesen Fragen beschäftigte sich das 4. Herbstsymposium des ZTI des Klinikums Wilhelmshaven. Neueste Erkenntnisse zu Möglichkeiten und Erfolgen der Darmkrebsvorsorge und die interdisziplinäre Therapie des Rektumkarzinoms (bösartiger Tumor im Enddarm) standen im Fokus des Treffens nationaler Experten. Eingeladen hatten Dr. med. Tanja Trarbach, Geschäftsführende Direktorin des Zentrums für Tumorbiologie und Integrative Medizin, Priv.-Doz. Dr. med. Alexandra König, Chefärztin der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie sowie Dr. med. Marcus Schmitt, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie, Stoffwechselerkrankungen, Infektionen.
Der bösartige Tumor im Enddarm macht mindestens ein Drittel aller im Dickdarm lokalisierten Tumore aus, die zu den häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland gehören. Für die optimale Behandlung ist interdisziplinäre Zusammenarbeit und ein breites Spektrum an verschiedenen Verfahren und Techniken erforderlich. Über die neuesten diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten zur erfolgreichen Behandlung des Rektumkarzinoms diskutierten beispielsweise Prof. Dr. Edwin Bölke vom Universitätsklinikum Düsseldorf sowie Priv.-Doz. Dr. med. Nathaniel Timon Melling aus dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) und Prof. Dr. med. Sebastian Stintzing von der Berliner Charité, der über eine Tele-Liveschalte teilnahm, als Kooperationspartner des Klinikums. Auch gastroenterologische Experten aus dem niedergelassenen Bereich waren vertreten: Dr. Karsten Genters aus der Praxis Jever erläuterte die Neuregelungen in der Darmkrebsvorsorge. Seite 2002 geht die Zahl der an Darmkrebs Neuerkrankten Dank der Vorsorgeuntersuchungen zurück. Dennoch fordert der Darmkrebs immer noch 20.000 Todesfälle pro Jahr, eine Zahl, die nicht so hoch sein müsste. Um mehr Menschen dazu zu bewegen, Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen, wird es daher zukünftig ein organisiertes Screening-Programm geben, d.h. ab einem bestimmten Lebensjahr werden ähnlich wie beim Brustkrebs regelmäßige Einladung zur Vorsorgeuntersuchung versendet. In diesem Zusammenhang ist des Weiteren neu, dass das Alter für die Inanspruchnahme der Vorsorgekoloskopie (Darmspiegelung) bei Männern, die häufiger an Darmkrebs erkranken als Frauen, auf 50 Jahre gesenkt wurde. Darüber hinaus können Frauen und Männer im Alter von 50 bis 54 Jahren jährlich einen immunologischen Test auf nicht sichtbare Blutspuren im Stuhl durchführen lassen. Männer ab 50 Jahren und Frauen ab 55 Jahren haben Anspruch auf zwei Darmspiegelungen im Mindestabstand von zehn Jahren. Ein weiterer wesentlicher Punkt der Neuregelung zur Darmkrebsvorsorge ist die Fokussierung auf junge Menschen, die ein familiäres Risiko haben, an Darmkrebs zu erkranken, also aus sogenannten Krebs-Familien stammen. Diese Menschen erreicht man nicht mit der bisherigen Vorsorgeregelung. „Diese Personenkreise für ihr individuelles Risiko zu sensibilisieren und über das Thema Vorsorge aufzuklären, gehört zu den künftigen Herausforderungen der behandelnden Ärzte", führte Dr. Marcus Schmitt, ebenfalls Referent auf dem Symposium, aus. Auch über diese speziellen Risiken aufzuklären, hat sich die Präventionskampagne „Schöne Aussicht" des Klinikums, die in Kooperation mit den niedergelassenen gastroenterologischen Ärzten und Ärztinnen Wilhelmshavens besteht, zur Aufgabe gemacht: Menschen sollen aufgeklärt und dazu bewegt werden, zu Vorsorgeuntersuchungen zu gehen – und damit gesund zu bleiben, denn Darmkrebs kann man durch die Abtragung gutartiger Vorstufen während der Vorsorgekoloskopie, verhindern.
Der neue Chefarzt der Radiologie, Prof. Dr. Wieland Staab, erweitert das Spektrum an Behandlungsmöglichkeiten im Klinikum und bringt neue interventionell-radiologische Verfahrensweisen mit nach Wilhelmshaven, über die er auf dem Herbstsymposium referierte. Diese Verfahren nutzen die Möglichkeiten der radiologischen Bildgebung und sind minimal-invasiv. Dabei wird ein Chemotherapeutikum über einen Katheter direkt in das erkrankte Organ gespritzt, wo es am Tumor lokal wirkt. „Bei vielen Indikationen können wir diese Verfahren bereits anwenden und erreichen sehr gute Behandlungserfolge. Wir können häufig die Lebenszeit verlängern und in einigen Fällen die Erkrankung sogar heilen", so Prof. Dr. Wieland Staab. Diese Behandlungsmöglichkeiten werden mittlerweile bei bestimmten Tumorerkrankungen eingesetzt, wie bei Leberkrebs oder bei metastasiertem Darmkrebs. „Der enge Austausch zwischen den Experten verschiedener Fachgebiete war sehr gewinnbringend für alle. Wir freuen uns sehr über den Austausch zwischen den Disziplinen und externen Partnern aus dem niedergelassenen und stationären Bereich. Dabei stehen die Vorgehensweisen nicht in Konkurrenz, sondern kommen je nach Patient und Tumorsituation individuell, wir sagen personalisiert, zum Einsatz und können sich zudem auch sehr gut ergänzen.", resümiert Dr. Tanja Trarbach.
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