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14.12.2016 - Moderne Medizin schafft Hilfe für Patienten mit schweren Depressionen
19. Workshop im Klinikum Wilhelmshaven informierte nationale und internationale Mediziner über Behandlungsmöglichkeiten
Wilhelmshaven, 14.12.2016 – Über 70 Fachärzte aus Deutschland, Österreich und der Schweiz folgten der Einladung von Prof. Dr. Here Folkerts, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Klinikums Wilhelmshaven. Sie nahmen am jährlich stattfindenden, zweitägigen Workshop in Wilhelmshaven teil, der die Behandlung schwerer Depressionen thematisierte. Die Veranstaltung wurde bereits zum 19. Mal von der Klinik ausgerichtet und ihre große Resonanz spiegelt die Bedeutung des Themas wider. „Wir freuen uns, dass wir am Klinikum Wilhelmshaven die Versorgung von Patienten mit psychischen Erkrankungen auf höchstem Niveau vorhalten können und jedes Jahr viele Psychiater nach Wilhelmshaven kommen, um sich über moderne Behandlungsverfahren zu informieren", unterstreicht Reinhold Keil, Geschäftsführer des Klinikums Wilhelmshaven.
Jeder 5. erkrankt irgendwann im Leben mindestens einmal an einer Depression. Dabei entwickeln etwa 20% der Patienten mit Depressionen eine chronische Form der Erkrankung. „Wenn Psychotherapie und eine medikamentöse Behandlung keine ausreichende Besserung bewirken, stellt sich die Frage, welche weiteren Behandlungsoptionen bestehen", warf Prof. Folkerts auf und diskutierte gemeinsam mit den Workshop-Teilnehmern die verschiedenen Therapiemöglichkeiten, die bei chronischen beziehungsweise therapieresistenten Depressionen eingesetzt werden können: Neben der Lichttherapie und dem antidepressiven Schlafentzug in der zweiten Nachthälfte (die sogenannte Wachtherapie) kommen die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS), die Elektrokrampftherapie (EKT), die Vagusnervstimulation (VNS) und die Tiefenhirnstimulation (deep brain stimulation, DBS) als Behandlungsverfahren in Betracht.
Die Magnetstimulation ist ein ergänzendes nichtinvasives Behandlungsverfahren, bei dem Magnetfelder gezielt Gebiete im Gehirn stimulieren. Über die Anregung von Nervenzellen entsteht eine antidepressive Wirkung. Die Anwendung dieser Methode erfolgt 5 Tage pro Woche über einen Zeitraum von 4-8 Wochen. Die Verträglichkeit bei Patienten ist ausgesprochen gut. In Wilhelmshaven werden bis zu 20 Patienten pro Tag mit der Magnetstimulation behandelt.
Die Elektrokrampftherapie (EKT) ist ein Behandlungsverfahren, welches in Vollnarkose durchgeführt wird. Durch eine kurze elektrische Stimulation des zentralen Nervensystems (unter den Bedingungen der Narkose und im Zustand der Muskelentspannung/ -relaxierung) kommt es zu einer Reihe von biochemischen Veränderungen im Gehirn. Daneben wird die Geburt neuer Nervenzellen (Neoneurogenese) im Gehirn gefördert. Die Behandlung wird mittels Elektroenzephalografie (EEG) gesteuert. Die EKT ist insbesondere dann für die Depressionsbehandlung anzuraten, wenn ein hoher Grad an Therapieresistenz vorliegt und eine rasche Verbesserung der Depression angestrebt wird. Die Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik in Wilhelmshaven hat besondere Erfahrung in der Anwendung dieser Behandlungsform. In jedem Jahr werden etwa 100 Patienten mittels EKT behandelt. In den letzten Jahren hat es eine erhebliche Weiterentwicklung dieses Therapieverfahrens gegeben, sodass die Behandlung individueller gestaltet werden kann und sich die EKT noch effizienter und nebenwirkungsärmer durchführen lässt. Mittels EKT kann bei 70-80% der Patienten mit chronischen Depressionen eine Besserung erreicht werden. Damit ist die EKT das erfolgversprechendste Therapieverfahren bei schweren Depressionen.
Die Vagusnervstimulation (VNS) ist eine weitere invasive Behandlungsmethode bei Depressionen, bei der ein Schrittmacher (ähnlich wie ein Herzschrittmacher) im Bereich des linken Schlüsselbeins implantiert wird. Durch diesen Schrittmacher wird ein Hirnnerv im Halsbereich, der sogenannte Vagusnerv, stimuliert. Die psychiatrische Klinik in Wilhelmshaven verfügt - in Zusammenarbeit mit dem chirurgischen Zentrum des Klinikums Wilhelmshaven - über die Möglichkeit, einen Vagusnervstimulator zu implantieren und kontinuierlich therapeutisch einzusetzen. Seit mehr als 15 Jahren wird diese Methodik in der psychiatrischen Klinik in Wilhelmshaven angewandt und kommt nicht nur während der Akuttherapie bei Depressionen, sondern auch zur Erhaltungsbehandlung als Verfahren in Betracht.
Fazit: „Ohne spezifische Therapie der Depression ist die Chance, dass die depressive Symptomatik zu einem Ende kommt bzw. eine vollständige ‚Remission' eintritt, leider sehr gering", betonte Prof. Folkerts und stellte gleichzeitig das wichtigste Ergebnis des diesjährigen Workshops heraus: „Auch bei therapieresistenten bzw. chronischen Depressionen ist effiziente Hilfe durch die moderne Medizin möglich." Während des Workshops wurde die wissenschaftliche Diskussion aktueller Erkenntnisse durch die Teilnahme der anwesenden Ärzte an Behandlungen (insbesondere an der EKT) um die praktische Perspektive erweitert. Die klinische Praxis half dabei, Erfahrungen mit der Anwendung der speziellen Behandlungsverfahren auszutauschen.
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